Dr. Meister beeindruckt von Leistungen des Forschernetzwerks

Der TIP-Südhessen veröffentlichte am 26. Mai 2021 diesen Artikel über unser Netzwerk.

Lampertheimer Forschernetzwerk: Gute Chancen beim Deutschen Kita-Preis 

LAMPERTHEIM – Schon im Kindergarten die Faszination naturwissenschaftlicher Experimente zu erleben ist in Lampertheim ganz normal und wenn die Kinder dann in die Grundschule wechseln bringen sie ein vertieftes Verständnis für naturwissenschaftliche Phänomene mit, die ihnen im Alltag begegnen. In den weiterführenden Schulen kann im Unterricht auf ein solides Fundament von Begeisterung und Wissen aufgebaut werden. Und einmal im Jahr treffen sich alle teilnehmenden Kitas und Schulen zu einem Forschertag, bei dem die Experimente und Ergebnisse in Erlebnisräumen anschaulich aufbereitet präsentiert werden. Das interessierte Publikum sind die Kinder selbst, stolze Eltern und Großeltern, die Erzieherinnen und die Lehrkräfte. Das Forschernetzwerk wünscht sich, dass zukünftig, wenn es wieder einen Forschertag gibt, Politiker kommen und die Leistungen würdigen. Der 12. und bislang letzte Forschertag fand 2019 in der Goetheschule statt. 

 

Das Besondere in Lampertheim: Im Jahr 2007 wurde auf Initiative des damaligen Leiters des Lessings-Gymnasiums Dr. Jürgen Haist ein Forschernetzwerk gegründet, das sich dank des Interesses in Kitas und Schulen schnell weiterentwickelte. Anstoß war der viel diskutierte naturwissenschaftliche Fachkräftemangel. Es galt daher Kinder für die Naturwissenschaften zu begeistern. Ganz aktuell läuft ein Wettbewerb um den Deutschen Kita-Preis, bei dem sich das Forschernetzwerk Lampertheim mit einem ausgearbeiteten Konzept beworben hatte. Eine spannende Sache, denn mittlerweile ist das Forschernetzwerk in der Endrunde unter den chancenreichen zehn Plätzen – die Entscheidung fällt am 9. Juni. Die Siegerprämie von 25.000 Euro wäre dem Forschernetzwerk zwar sehr willkommen, doch die weiteren Pläne hätten nichts mit dem Kita-Preis zu tun, stellte Koordinatorin Dr. Sabine Nieter klar. Das Forschernetzwerk finanziere sich über Spenden, die jedoch unregelmäßig eingehen. Was macht das Forschernetzwerk in Lampertheim genau aus? 

Der Bergsträßer CDU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Michael Meister wollte sich ein Bild machen und traf sich am Dienstagnachmittag mit den Experten für frühkindliche und schulische naturwissenschaftliche Bildung im großen Sitzungssaal des Stadthauses zu einem Gespräch, an dem auch der Erste Stadtrat und Sozialdezernent Marius Schmidt (SPD) sowie Michael Harres, der Fachbereichsleiter für frühkindliche Bildung bei der Stadt Lampertheim und Schatzmeister des Forschernetzwerks, teilnahmen. Gleich zu Beginn des Informationsgesprächs wies Forschernetzwerk-Koordinatorin Dr. Sabine Nieter darauf hin, dass der Teilnehmerkreis ganz bewusst klein gehalten war. Zum umfassenden Bildungskonzept des Forschernetzwerks gehöre die Verlässlichkeit der Angebote in den Kitas, so dass die Lehrkräfte wissen, mit welchen Kenntnissen die Kinder in die Grundschule kommen. Eine Lücke entstehe beim Übergang in weiterführende Schulen durch den Lehrplan, bedauern die Forschungsnetzwerker, eine Gefahr für die Motivation und Begeisterung. Mario Mörstedt, Konrektor der weiterführenden Alfred-Delp-Schule, erklärte, dass die Kita-Kinder beispielsweise den Magnetismus ergründen und dafür den Forscherkasten auspacken, während die Grundschulkinder auch darüber lesen. In den weiterführenden Schulen werde dies in den Sachkundeunterricht integriert. Wie kommt der Regenbogen in den Himmel? Dieses Phänomen erforschen zum Beispiel Kita-Kinder, berichtete Erzieherin Natascha Luft von der Kita Saarstraße. In jeder Kita gebe es Ansprechpartner in Sachen Forschung. Freiwillig und gerne muss es gehen, betonte Nieter das Prinzip des Forschernetzwerks. Dass dann auch noch Freundschaften unter den Kindern entstehen, wenn sie sich in Arbeitsgruppen treffen, findet Harres im Sinne der sozialen Kompetenz gut. Auch wenn einzelne Akteure im Forschernetzwerk wechseln, tragen die Strukturen weiter, eine Erfahrung seit über 13 Jahren. Auch das habe beim Wettbewerb Eindruck hinterlassen, ist sich Harres sicher. Die Bewerbung zum Wettbewerb habe das Forschernetzwerk und das Team weitergebracht, findet Annette Wunder-Schönung, Leiterin der Schillerschule. Gezeigt habe sich auch wie gut vernetzt man miteinander sei. Man begegne sich auf Augenhöhe, sagt Natascha Luft. 

„Unser Vorteil ist“, betont Dr. Sabine Nieter im Gleichklang, „dass wir miteinander reden und nicht in Hierarchien denken“. Zu den Plänen gehört, die Lücke bei den weiterführenden Schulen mit einem 8-Stationen-Programm zu schließen und die nächsten Schritte im Fach Biologie zu starten, sobald möglich, auch wieder im Präsenzformat. Lampertheim habe ideale Voraussetzungen wie den Waldpädagogen, das Naturschutzgebiet Biedensand mit dem Naturschutzzentrum und den Waldkindergarten. Eine Frage von Dr. Meister war noch zu klären: Reißt das Interesse von Mädchen an den Naturwissenschaften irgendwann ab? Biologin Dr. Nieter weiß aus Erfahrung: „Naturwissenschaft ist heute normal“. Auch können sich die Mädchen durchsetzen. Annette Wunder-Schönung wies darauf hin, dass im Fach Zahnmedizin die weiblichen Studienanfänger in der Überzahl sind. Erster Stadtrat Schmidt lobte das Forschernetzwerk mit dem roten Faden von den Kitas bis zu den Schulen als nachahmenswert auch für viele andere Bereiche als interdisziplinärer Transfer in Richtung Umwelt und  Naturverständnis. 

Sein Appell richtete sich an Dr. Meister, Möglichkeiten für die finanzielle Unterstützung zur Weiterentwicklung zu finden. Auch die Stadt Lampertheim könnte ein Signal geben und bei der Koordination über die Minijobstelle hinausgehen. Einen Wunschzettel seiner Schulklasse hatte Konrektor Mario Mörstedt für Dr. Meister mitgebracht, der jedoch nicht verriet, was drinsteht.  Hannelore Nowacki

Quelle: Dr. Meister beeindruckt von Leistungen des Forschernetzwerks  : TIP-Verlag Lampertheim